Was kosten Hochzeitsfotos?

Vorab: Ich bin der Überzeugung, dass Geheimniskrämerei im Bereich von Dienstleitungen völlig fehl am Platz ist, insbesondere bei Hochzeiten, da es in diesem Bereich ein mal mehr auf Vertrauen ankommt. Ihr findet hier also nur ungeschönte Einblicke in meine ganz eigenen Zahlen.
Als Paar über den Tisch gezogen zu werden ist frech!
 Schrecklicherweise fühlen sich viele Paare bei der Planung ihrer Hochzeit genau so: von den Angeboten und den Preisen verarscht, nur weil "Hochzeit" im Namen steht.
Wieso scheint alles extra teuer zu sein was das Präfix "Hochzeit" enthält?
Dieser Beitrag behandelt die preisliche Zusammensetzung der Hochzeitsfotografie und gibt einen Einblick in die fotografische Arbeit abseits des Hochzeitstages.
2 Perspektiven
Wir betrachten die Preisgestaltung aus zwei Perspektiven:
#1 - betriebswirtschaftliche Perspektive
#2 - emotionale Perspektive
365 Tage
Die Rechnung des Preises beginnt ganz emotionslos mit einem Jahresabschlag. Wie viel Zeit habe ich im Jahr zur Verfügung, und wie viel Zeit brauche ich für die Erfüllung eines Fotoauftrags? Woraus besteht so ein Fotoauftrag überhaupt, und welche Nebentätigkeiten fallen für die Führung eines (Fotografie-)Unternehmens an? Und schließlich: Wie viele Fotoaufträge können im Jahr realisiert werden?
Vielleicht merkst du schon, dass ich bewusst den Begriff „Fotoauftrag“ gewählt habe. Ob es sich hierbei um Porträts, Unternehmensfotos oder Hochzeitsreportagen handelt, macht in diesem Schritt keinen Unterschied.
Nehmen wir uns also den Arbeitstage-Rechner zur Hilfe. Ich rechne konservativ mit einer gewöhnlichen Arbeitsbelastung von fünf Tagen pro Woche, 25 Urlaubstagen, 10 Krankheitstagen sowie 5 Tagen Fortbildung. Damit erhalte ich 216 Arbeitstage für 2025, an denen ich meinen Jahresumsatz erarbeiten kann.
Tatsächlicher Arbeitsaufwand
Demgegenüber stelle ich den tatsächlichen Arbeitsaufwand eines einzelnen Tages Fotografie (um es einfach zu halten, klammern wir die exakte Dauer der Reportage aus und rechnen mit vollen Tagen). Welche Aufgaben kommen also neben dem Fotografieren hinzu?
Vorher: Initiale Kontaktaufnahme beantworten, erste Infos und Tipps mitgeben, Terminvereinbarung für ein unverbindliches Erstgespräch, weitere E-Mails und Telefonate, Angebotserstellung, Änderungen am Angebot, Vertrag bzw. Rechnung schreiben, Mitwirken bei der Planung des Zeitplans für den Veranstaltungstag, Locationscouting, Equipmentpflege, Vorbereitung usw.
Kommunikation im Vorfeld ist ein wesentlicher Bestandteil der professionellen Fotografie. Würde ich hierfür in meinem Jahresabschlag keine Zeit einplanen, wäre ich unvorbereitet und müsste einen schlechten Dienst leisten. In meiner Rechnung setze ich also je Fototag etwa einen Tag für die gesamte Vorbereitung inkl. Kommunikation an.
Nachher: Bildarchivierung, Backup, Sneak-Peek-Erstellung, Aussortieren von unvorteilhaften Bildern, Bildauswahl, Bildbearbeitung (Anpassen von Stil, Kontrast, Farbe, Bildausschnitt, Format etc.), Speicherung der fertigen Bilder, ggf. Druckaufträge und Fotobucherstellung, Online-Galerie kuratieren, Feedback einholen, abschließende Kommunikation, ggf. abschließendes Treffen, Korrekturen oder Nachbearbeitung usw.
Von all diesen Punkten beanspruchen die Bildauswahl und die Bearbeitung den größten Anteil. Rechnen wir das beispielhaft durch: Während eines ganzen Tages Fotografie entstehen rund 5000 Fotos. Beschäftige ich mich für die Auswahl und eine Mini-Bearbeitung mit jedem Foto nur 5 Sekunden, ergibt das rund 7 Stunden reine Bildbetrachtung. 5 Sekunden reichen jedoch nicht für die finale Bearbeitung. Es bedarf einer zweiten und dritten Runde durch die ausgewählten Bilder, bis das gewünschte Endprodukt erreicht ist. Für die Bildauswahl rechne ich also mit 1,5 Tagen und für die Bearbeitung mit 2,5 Tagen.
Für die restlichen Arbeitspunkte sowie für administrative Aufgaben wie das Aktualisieren der Website, Marketing, Buchhaltung etc. setze ich einen Arbeitstag an.
Rechnerisch besteht ein Fototag also aus insgesamt 7 Arbeitstagen – nicht mit einbezogen, dass das stundenlange Starren auf den Bildschirm, um kleinste Nuancen in Grün- und Hauttönen zu erkennen, enorm ermüdend ist. Niemand hält das acht Stunden am Stück durch. Ein Tag Bildbearbeitung ist also immer länger als ein „normaler“ Arbeitstag, da es natürlicherweise mehr Pausen braucht.
Was bedeutet das?
Wir wissen nun sowohl, wie viele Tage im Jahr für die fotografische Arbeit zur Verfügung stehen, als auch, dass für jeden vollen Fototag sechs weitere Tage Arbeit hinzukommen. Nun lässt sich herausfinden, wie viele Fotoaufträge ich im Jahr maximal annehmen sollte, da ich sonst den einzelnen Kund*innen nicht gerecht werden kann:
216 Tage pro Jahr / 7 Tage pro Auftrag = 30,9 Aufträge pro Jahr
Knapp 31 Aufträge im Jahr lassen sich also realisieren, wenn jeder Auftrag einen vollen Tag Fotografie beinhaltet. Mit diesem Wissen im Hinterkopf kommen wir nun zum zweiten Teil der betriebswirtschaftlichen Betrachtung: der Gegenüberstellung von Ausgaben und Einnahmen.
Ausgaben gibt es sowohl im Privaten als auch im Geschäftlichen. Für beides müssen die Einnahmen jedoch nicht nur ausreichen, sondern auch Rücklagen für zukünftige Veränderungen schaffen. Was, wenn man im nächsten Jahr Eltern wird, umziehen muss oder der/die Partner*in arbeitslos wird? Wie sieht es mit Steuerrückzahlungen aus? Was bei dieser Rechnung nicht mitbedacht wird, kann später nicht abgedeckt werden.
Private Ausgaben: Miete, Nebenkosten, Essen und Trinken, Haftpflicht-, Kranken-, Hausrat-, Berufsunfähigkeits-, Zahnzusatz- & Auslandskrankenversicherung, Altersvorsorge, Verbrauchsgüter wie Kleidung, Brille und Kosmetika, Fitnessstudio-Abo oder Vereinsmitgliedschaft usw.
Geschäftliche Ausgaben: Betriebsausfall-, Haftpflicht-, Rechtsschutz- und Elektronikversicherung, Buchhaltungssoftware, CRM-System, Geschäftskonto, Website & Hosting, Bildbearbeitungssoftware, Mobilfunkverträge, Internet, Steuerberater, Abschreibung von altem Equipment, Rücklagen für neues Equipment, Rücklagen für Betriebsausfälle (z. B. Corona), Rücklagen für Workshops und Reisekosten, Werbekosten, Reinigung der Kamerasensoren, Datenspeicher und Backup usw.
All diese Punkte aufzuschreiben zeigt, wie umfangreich sowohl unser Leben als auch die professionelle Fotografie ist. Und das alles noch vor den Steuern und ohne Einbeziehen von Kindern oder Mobilität wie Autos. Konkrete Zahlen zu teilen ergibt hier wenig Sinn, da diese sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Bereich individuell verschieden sind – selbst für die Berechnung der Steuerlast.
Wir wissen nun, wie viele Fotoaufträge im Jahr realisiert werden können und wie viel Umsatz generiert werden muss. Wir haben also die Grundlage für die Berechnung unseres Preises pro Fotoauftrag auf rein betriebswirtschaftlicher Basis. Doch endet die Preisgestaltung hier nicht.
Weitere Kostenpunkte
Darüber hinaus kann ein individueller Auftrag zusätzliche Kosten mit sich bringen. Angefangen bei Reisekosten wie Flügen, Bahntickets und Hotelübernachtungen, wenn die Fotolocation deutlich außerhalb des Wohnorts der/des Fotograf*in liegt.
Bei sehr großen Hochzeitsgesellschaften mit deutlich über 100 Personen ist ein Second Shooter, also ein/e zweite/r Fotografin, überaus empfehlenswert. Diese/r kann nicht nur eine zweite Perspektive auf die Geschehnisse bieten, sondern auch eine parallele Begleitung an zwei Orten ermöglichen. Teilweise wird auch Drohnenfotografie angeboten oder die Zusammenarbeit mit einem Videografieteam oder Content-Creator*innen. Mitunter werden ganze Fotosets aufgebaut, mit Hintergrundsystemen und Studiobeleuchtung. All diese Extras schlagen sich selbstverständlich im individuellen, endgültigen Preis nieder.
Der emotionale Wert
Die Produktion eines 50-Euro-Scheins kostet etwa 10 Cent. Trotz dieses minimalen Sachwerts schreiben wir ihm einen viel höheren Geldwert zu. Ähnlich verhält es sich bei Fotos: Im Gegensatz zu Geld werden Fotos von verschiedenen Personen unterschiedlich bewertet. So kann sich Person A beim Betrachten eines Fotos nicht vorstellen, hierfür auch nur einen Euro auszugeben, während Person B in derselben Aufnahme einen größeren emotionalen, dokumentarischen oder sozialen Wert sieht und daher bereit ist, mehr dafür zu investieren.
Ob eine Sache als wertvoll bzw. dem Preis entsprechend erachtet wird, hängt also nicht nur von der Sache selbst ab, sondern auch von der betrachtenden Person und den Umständen, unter denen sie betrachtet wird.
Für die nächste Gartenparty mit den Arbeitskollegen wäre das Investment in eine fotografische Ganztagsbegleitung übertrieben. Bei einer Hochzeit jedoch wäre das vermutlich anders. Ihr werdet viele Monate oder gar Jahre in die Planung Eurer Hochzeit gesteckt haben. Es kommen Freunde und Familie aus der ganzen Welt, und Ihr wollt sicherstellen, dass es von diesem Tag und all Euren Liebsten schöne Fotos gibt — nicht nur sporadische Handyaufnahmen. Vielleicht ist Euch auch eine ganz besondere Ästhetik wichtig oder das Erlebnis einer professionellen Fotobegleitung steht im Mittelpunkt. Unterschiedliche Paare haben unterschiedliche Anforderungen an ihre Hochzeitsfotografie; deshalb gibt es auch so viele verschiedene Hochzeitsfotograf*innen.
Die Balance halten
Schaut man ausschließlich aus betriebswirtschaftlicher Sicht auf die Preisgestaltung, hätte die Hochzeitsfotografie den gleichen Wert wie jede andere Dienstleistung mit dem gleichen zeitlichen Aufwand. Da Hochzeiten jedoch von sich aus ein sehr emotional aufgeladenes Thema sind, ist davon auszugehen, dass sich dies in den Preisen widerspiegelt. Und genau hier liegt die Sorge vieler: Der emotionale Wert wird ausgenutzt, um den Preis künstlich in die Höhe zu treiben.
Und ganz ehrlich: Das finde ich super schade. Ich finde es schade, dass diese Sorge bei so vielen Menschen vorhanden ist. Selbst ich war zu Beginn meiner Fotografie-Karriere erschrocken über die vermeintlich hohen Preise. Als wenn die Gunst der Stunde ausgenutzt würde, weil es ja um eine Hochzeit geht. Doch stellt sich heraus, dass es noch einen wichtigen Gegenspieler zum emotionalen Wert gibt: den Markt.
Wie viel Wert einer Sache zugeschrieben wird, hängt nicht zuletzt mit den Menschen aus einer bestimmten Gesellschaftsgruppe zusammen. Nehmen wir den amerikanischen Markt als Vergleich: Die Amerikaner*innen geben laut Zola, The Knot und der New York Post zwischen 30.000 und 70.000 USD für ihre Hochzeiten aus. In Deutschland liegt das Investment in Hochzeiten nach dem Bridebook Wedding Report 2025 und Stern.de im Durchschnitt bei rund 16.000 €. Der deutsche Markt bietet also deutlich weniger (wenn nicht gar keinen) Spielraum für Preiserhöhungen allein aufgrund des ideellen Wertes.
Ich stelle die Behauptung auf, dass die hierzulande aufgerufenen Preise eine überaus ehrliche Angabe zu den betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten der einzelnen Fotograf*innen sind. So ist es zumindest bei mir.
Die Realität
Hochzeitsfotografie ist ohne Frage eine Luxusdienstleistung. Selbst wenn Euch die Fotografie Eurer Hochzeit die Welt bedeutet, gibt es dennoch reale Budgetbegrenzungen.
Ich möchte Euch an dieser Stelle eine Frage mit auf den Weg geben (bei deren Beantwortung das Wort „Fotografie“ nicht unbedingt auftauchen muss):
Was sind für jeden von Euch die drei wichtigsten Dinge bei Eurer Hochzeit? Ist es beispielsweise das Essen oder eine entspannte Atmosphäre — sind es die Fotos, die Erinnerungen, die Location, die Musik oder die Torte? Welche drei gemeinsamen Prioritäten möchtet Ihr setzen?
Ich möchte mit dieser Frage Klarheit schaffen — Klarheit darüber, was Euch in Bezug auf einzelne Aspekte des Hochzeitstages wirklich wichtig ist. Nehmt Euch Zeit für die Beantwortung und lasst das Gesagte auf Euch wirken. Gerade wenn es um die höherpreisigen Investitionen Eurer Hochzeit geht, wie die Hochzeitsfotografie oder die Location, ist Entscheidungssicherheit wichtig. Habt Ihr Eure Prioritäten gefunden, habt Ihr auch gefunden, worin sich ein Investment lohnt.
Egal wie Ihr Euch entscheidet: Das Investment für Hochzeitsfotos lässt sich flexibel an Eure persönlichen Bedürfnisse anpassen. In meinen Paketen findet Ihr Angebote sowohl für kürzere Hochzeitsbegleitungen als auch für komplette Hochzeitswochenenden.
Fazit
Die preisliche Zusammensetzung der Hochzeitsfotografie ist multifaktoriell und multidimensional. Die betrieblichen Ausgaben und der individuelle Anspruch spielen genauso eine Rolle wie der zeitliche Aufwand des einzelnen Fotoauftrags. Dass jedoch der emotionale Wert der Hochzeit ausgenutzt wird, um den Preis in die Höhe zu treiben, halte ich für fragwürdig, da der Markt hierzulande gar nicht den nötigen Spielraum bietet.
Hochzeitsfotografie ist definitiv ein größeres Investment, doch ist der aufgerufene Preis objektiv gerechtfertigt. Ob Hochzeitsfotos ihren Preis subjektiv wert sind, liegt jedoch ganz in der Hand von Euch, dem Hochzeitspaar.
Ich als Hochzeitsfotograf kann Euch nur versichern, dass ich alles in meiner Macht Stehende tue, um den individuellen Wert meiner Dienstleistung so hoch zu halten, wie es nur geht. Mir liegen eine tadellose Kommunikation und Eure Erfahrung mit mir ganz besonders am Herzen. Auf meiner Website findet Ihr transparent alle Infos zu diversen fotografischen Themen und während Eures Hochzeitstages findet Ihr mich mit einem Lächeln und Ruhe an Eurer Seite. Ihr und Eure Gäste sollt Euch an Eurem Tag gesehen fühlen und Euch keine Gedanken mehr um die Erinnerungen der Zukunft machen, sondern Euren Tag so leben, wie Ihr es Euch vorstellt, im Hier und Jetzt.